Welches Klima herrschte auf der Erde vor Millionen von Jahren? Welche Faktoren haben das Klima damals beeinflusst und was können wir daraus für unsere Zukunft lernen? Diesen Fragen widmet sich die neue Sonderausstellung „Klimawissen schaffen – Was die Vergangenheit über die Zukunft weiß“ im Frankfurter Senckenberg Naturmuseum. 

Senckenberg Naturmuseum, Foto: Sven Tränkner.

Die Ausstellung gewährt Besuchern einen exklusiven Einblick in die Forschungsarbeiten von Wissenschaftler*innen und Forscher*innen aus dem Spezialgebiet der Paläoklimaforschung (also der Forschung über das Klima der Vergangenheit). Dabei ist es den beiden Kuratorinnen, Lisa Voigt und Andrea Weidt, mit viel Geschick und neuen Methoden gelungen, die Forschungsergebnisse leicht verständlich und unterhaltsam zu vermitteln.

„Die größte Herausforderung war es die Wissenschaftssprache“ so zu übersetzen, dass es für alle Besucherinnen und Besucher verständlich ist“, erklärt Weidt. Bei vielen persönlichen Gesprächen mit dem Forschungsteam der Goethe-Universität und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung haben sie und ihre Kollegin Lisa Voigt „Klimawissen schaffen“ konzipiert. Nicht selten fiel dabei der Satz: „Kannst Du das noch mal einfacher sagen?“

Um den anspruchsvollen Inhalt zu vermitteln, mussten sich die promovierte Biologin und die Kulturwissenschaftlerin zunächst selbst in die Thematik einarbeiten. Entstanden ist eine umfangreiche Ausstellung, die nicht nur die Bedeutung der wissenschaftlichen Erkenntnisse als wichtige Basis für unsere individuellen und politischen Entscheidungen aufzeigt, sondern auch ein Beispiel dafür ist, wie abstrakte Forschung anschaulich für Fachfremde erklärt werden kann.

Wer unter der Klimaglocke steht, erfährt zu Anfang, was ihn in der Ausstellung erwartet. Die Forschungsergebnisse zeigen, wie hoch die Temperaturen und der Gehalt an Kohlenstoffdioxid vor Jahrmillionen waren. Daraus lassen sich Rückschlüsse ziehen, was uns erwarten könnte, wenn es uns nicht gelingt, die Erderwärmung zu stoppen. Vor 35 bis 90 Millionen Jahren gab es allerdings auf unserem Planeten noch keine Menschen. Für Lisa Voigt war daher während der Arbeiten an der Ausstellung eine wesentliche Erkenntnis: „Wir retten nicht die Erde, sondern uns Menschen, wenn wir der Erderwärmung entgegenwirken.“

Mit viel Bildmaterial und multimedialer Unterstützung führt die Ausstellung ihre Besucher*innen an das komplexe Thema heran. Mit Hilfe eines interaktiven Schaubildes können sie z.B. in die ferne Vergangenheit oder Zukunft reisen und erfahren, wie sich die Erdtemperatur und der CO2-Ausstoß verändert haben bzw. noch entwickeln könnten. Beides sind unerlässliche Faktoren für die Klimaforschung.  Zusätzlich gibt es eine Menge Hintergrundinformationen, z.B. welche Faktoren das Klima beeinflussen, was eigentlich der Treibhauseffekt ist und warum er wichtig für unser Klima ist.

Forschung als Teamwork.Diese Wissenschaftler*innen haben mitgearbeitet: Foto: Senckenberg Naturmuseum, Sven Tränkner.

Warum die wissenschaftlichen Klimaforschungen für das tägliche Leben eines Menschen wichtig sind, zeigen Bilder von Menschen, die auf Grund von Klimakatastrophen ihre Lebensgrundlage verloren haben, wie zum Beispiel ein Mensch, der nach einer Flutkatastrophe die Trümmer seines Hauses beseitigt. „Mit dieser fotojournalistischen Arbeit wollen wir anschaulich die Auswirkungen zeigen, die das Klima für Menschen mit sich bringt“, so Voigt.

Doch woher bekommen die Forscher überhaupt Erkenntnisse über das Klima in der späten Kreidezeit, also etwa vor 70 Millionen Jahren? „Wissenschaftler*innen können Aussagen über das damalige Klima aufgrund von versteinerten Überresten von Tieren und Pflanzen oder auch Ablagerungen im Eis oder Gestein ableiten“, erklärt Weidt. Eines  ihrer Lieblingsobjekte sind deshalb die Kalkalgen, die „Coccolithophoriden“, die unter anderem auch in der Plankton-Lounge zu sehen sind.  Sie leben im Meer und ihre Überreste bilden z.B. die bekannten Kreidefelsen auf der Insel Rügen. Die Einzeller nehmen Kohlenstoff auf und bauen diesen in ihre Kalkschalen ein. Für die Paläoklimaforscher*innen dienen sie als wichtige Klimaarchive.

Die Ausstellung Klimawissen schaffen ist ein  Projekt, das vom Land Hessen gefördert wird, weil ein interdisziplinäres Team erstmals wissenschaftliche Arbeit zu einem hochaktuellen Thema einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht.

„Die Zusammenarbeit war für alle Beteiligten sehr spannend. Für uns, weil wir einen detaillierten Einblick in die wissenschaftliche Arbeit bekommen haben, die man sonst selten so bekommt und schon gar nicht aus erster Hand. Für die Wissenschaftler*innen war es herausfordernd, ihre Expertise an Fachfremde weiterzugeben. Gleichzeitig haben sie hier die einmalige Möglichkeit zu zeigen, wie wichtig ihre Arbeit für die Gesellschaft ist. So profitieren alle, Wissenschaftler*innen, wir Kuratorinnen, das Museum und natürlich die Besucher“, so Weidt. Wichtig findet sie dafür zu sensibilisieren, dass wir Menschen für unsere Umwelt verantwortlich sind. Dazu trägt die Ausstellung auf jeden Fall bei.

Die Sonderausstellung „Klimawissen schaffen – Was die Vergangenheit über die Zukunft weiß“ ist noch bis zum 16. Juli 2023 im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt, Senckenberganlage 25, 60325 Frankfurt am Main, zu sehen.

Zeitzeugen für die Klimaforschung. Foto: Senckenberg Naturmuseum, Sven Tränkner.

Der Besuch lohnt sich und ist für alle, die sich für unsere laufende Ausstellung Klima_X interessieren, eine gute Erweiterung!

Sabrina Walter engagiert sich seit 2022 als ehrenamtliche Mitarbeiterin im Museum für Kommunikation Frankfurt. Mit Kommunikation arbeitet sie täglich und ist ein großer Fan des Museums und seiner Ausstellungen.