Im Zuge der Ausstellung Klima_X kooperiert das Museum für Kommunikation mit der LandesEnergieAgentur Hessen. Im Interview gibt uns Geschäftsführer Dr. Karsten McGovern Einblicke in die Arbeit für die Energiewende, gibt Energiespartipps und verrät, wann er zum Gorilla werden möchte.

 

Hallo Herr McGovern. Als Geschäftsführer der LandesEnergieAgentur Hessen (LEA) sind auch Sie mit Klimakommunikation vertraut: Mögen Sie aber zuerst die LEA einmal vorstellen?

Sehr gerne! Die LandesEnergieAgentur ist seit 2017 vom Land Hessen beauftragt, rund um die Themen Klimaschutz und Energiewende zu unterstützen. Wir informieren, wir beraten, wir bilden Netzwerke, organisieren Veranstaltungen und Kampagnen. Unser Ziel ist es, dass Kommunen, Unternehmen und Bürgerinnen und Bürger in erneuerbare Energie investieren und Energieeffizienzmaßnahmen ergreifen, also beispielweise ein Haus sanieren oder eine Produktionsanlage optimieren.

Welches Klima-Tier sind Sie?

Ich schwanke zwischen Biene und Gorilla. Das fleißige Bienchen passt zu dem, was ich so den ganzen Tag über mache. Und der Gorilla steht für: „Ach Mensch, es muss jetzt mal was passieren! Da muss doch mal jemand auf den Tisch hauen, damit es richtig vorangeht!“

Wo möchten Sie denn mal auf den Tisch hauen?

Es gibt schon so manche Punkte, die sind sehr schwerfällig. Vieles ist detailliert reguliert in Deutschland. Das hat auch viel für sich, denn es gibt Stabilität: die berühmte deutsche Bürokratie, die in ihren Eigenarten ja doch ganz gut funktioniert. Das führt aber auch dazu, dass man manchmal nicht weiterkommt und sich Muster einschleichen, die es immer komplizierter machen.

So ein Muster finden Sie beispielweise beim Thema Windkraft: Wenn eine Klage gegen die Genehmigung einer Windanlage erfolgreich war, wird es für die nächste Genehmigung nicht einfacher. Um nicht nochmals vor Gericht zu verlieren, sichert sich die Genehmigungsbehörde und vor allem die Mitarbeitenden dort noch mehr ab und so wird möglichst alles beachtet und die Vorschriften immer erweitert, um ja kein Risiko einzugehen. Dieses Prinzip zieht sich durch viele Vorgänge, sodass für den Bau von Windkraftanlagen inzwischen fünf bis sechs Jahre benötigt werden. Klar ist aber, dass es eine Vervierfachung der Windkraftkapazitäten braucht und das nicht erst in fünf Jahren. Und da bräuchte es dann den Gorilla. Der gibt dann einfach eine Genehmigung.

Karsten McGovern ist oft beflügelt durch seine Tätigkeit. Nur manchmal würde er sich mehr machende Gorillas wünschen, damit die Dinge in Hessen besser, schneller und einfacher laufen.

Aktuell hat die LEA die Kampagne „Hessen spart Energie“…

…ja, eine Energiesparkampagne. Sie beinhaltet nicht nur Tipps, wie man durch Verhalten Energie und damit auch Geld einsparen kann, sondern auch mit Hilfe kleiner Verbesserungsmaßnahmen am Haus – wie die Heizungsanlage zu überprüfen oder die Heizungsrohre zu dämmen.

Ist die Kampagne spontan entstanden in Anbetracht der aktuellen Preisentwicklungen?

Spontan kann man nicht sagen. Wir haben das schon letztes Jahr angefangen mit den ersten Aktionen, denn wir wollten das Thema Energiesparen voranbringen. So waren wir im Frühjahr, als das Thema plötzlich an Fahrt aufnahm, schon vorbereitet und schnell in der Lage Botschaften und Tipps zu kommunizieren.

 

 

Lässt sich Energie sparen gut kommunizieren?

Das Energiesparthema gibt es in Hessen schon ganz lange. Das Umweltministerium hat schon Anfang der 2000er Jahre die hessische Energiesparaktion ins Leben gerufen.  Das Thema ist zwar nicht neu, wurde aber immer mit spitzen Fingern angefasst. Auch bei der Kampagne wurde betont, dass es zwar spart, der Komfort des Hauses aber nicht leiden solle. Das Thema Energieeinsparung war eher ein No-Go-Thema, denn niemand will mit einem erhobenen Zeigefinger konfrontiert sein. Wie kommuniziere ich so, dass die Leute es auch annehmen möchten?

Früher von Energiesparen zu sprechen war schwierig. Wir haben dann von Energieeffizienz gesprochen, das war weniger negativ konnotiert. Energieeffizienz kann aber auch dazu führen, dass zwar alle auf LEDs umsteigen, aber dafür auch viel mehr Leuchten haben – und dann ist es keine Einsparung mehr. Oder das dicke Auto ist viel energieeffizienter als frühere Autos, aber dadurch, dass es so groß und so schwer geworden ist, verbraucht es mehr Energie.

Wenn der Preis steigt, werden die Menschen sensibilisiert. Energiesparen ist nun auf jeden Fall leichter zu kommunizieren, weil die Bevölkerung den direkten Nutzen für sich sieht. Wir kommen mit unseren Tipps besser an und werden stärker gewünscht. Wir versuchen aber immer zu sagen: Es gibt einen Mehrfachnutzen. Auf der einen Seite hilft es Kosten zu sparen, auf der anderen Seite hilft es aber auch dem Klima und nutzt in der aktuellen Auseinandersetzung auch noch der Versorgungsicherheit.

Was ist ein praktischer Spar-Tipp?

Das Regulieren der Temperatur. Ein Grad niedriger bedeutet 6 % weniger Energieverbrauch. Das lässt sich in einer Wohnung schnell erreichen – insbesondere, wenn Räume, die wenig genutzt werden, nicht permanent geheizt werden. Auch Duschsparköpfe helfen, weniger heißes Wasser zu verbrauchen. Überschlagen für ein Vierpersonenhaushalt lassen sich bei den aktuellen Preisen 500 Euro einsparen, ohne dass es Einschränkungen bedeutet, nur durch bessere Regulierung. Ein großer Hebel liegt so im Verhalten: gezieltes Heizen oder auch Wäschewaschen auf 30°.

 

 

Was verbindet die LEA mit KLIMA_X?

Wir freuen uns, wenn die Ausstellung Viele zum Nachdenken anregt, auch weil sie darauf abzielt, die persönliche Involviertheit zu hinterfragen und sich damit auseinander zu setzen. Wir brauchen ein Bewusstsein für das, was da auf uns zukommt. Wir hoffen, klimapositiv gestimmte Menschen zu finden und zu aktivieren.

Vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch!

Das Interview führte: Swenja Hoschek ist wissenschaftliche Volontärin am Museum für Kommunikation Frankfurt. Sie isst gerne vegan, aber Crêpes durchkreuzen diesen Plan zuweilen.